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Pressemeldungen Archiv 2023

Einblick in Gefühlswelt einer anderen Zeit

10.10.2023


Feste und Freundschaften verbinden. Sie schlagen Brücken zwischen Menschen. Diese Verbindungen werden auch in farbenprächtigen Glanzbildern und Poesiealben sichtbar: in Bildern und Sprache drücken sie die persönlichen Beziehungen zwischen Menschen aus. In der Sonderausstellung „Feste und Freundschaft: Jüdische Glanzbilder und Feuchtwanger Poesiealben“ präsentiert das Fränkische Museum Feuchtwangen eine beeindruckende Sammlung hochwertiger jüdischer Glanzbilder sowie ein breit gefächertes Konvolut liebevoll geführter Poesiealben. Gemeinsam mit zahlreichen Ehrengästen feierte das Museum nun die offizielle Eröffnung der Schau.


In über 150 kleinen, aufwendig per Hand gestalteten Guckkästen bekommt jedes einzelne, einzigartige Glanzbild seine ganz eigene kleine Bühne. Entstanden sind die aus Luxuspapier hergestellten Glanzbilder, auch bekannt als Oblaten, ab den 1860er Jahren und waren bis weit in das 20. Jahrhundert wichtiger Bestandteil beispielsweise von Poesiealben, Urkunden, Weihnachtsbaum- oder Lebkuchenschmuck. Auf seltenen, bisher weitgehend unbekannten Glanzbildern mit Darstellungen jüdischer Feste liegt ein Fokus der Sonderausstellung. „Sie geben uns einen besonderen Einblick, und zwar eine Innensicht auf das jüdische Leben in Europa und der USA, beleuchten die verschiedenen jüdischen Feste im Jahreslauf und spiegeln die Bräuche sowie persönlichen und religiösen Höhepunkte des Lebenslaufs wider“, schilderte Museumsleiterin und Kuratorin Dr. Uta Karrer.


In einem weiteren Ausstellungsteil faszinieren Märchen von Rotkäppchen bis Schneewittchen, Engel, Teufel, Winterkinder und Weihnachtsmänner: Hier sind Glanzbilder der jüdischen Hersteller E. Heller in Wien und L&B in Berlin des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ausgestellt. Die Glanzbilder spiegeln Beziehungen zwischen Menschen wider. „Freundschaften sind ein zentrales Thema unserer Sonderausstellung. Eine Vielzahl von historischen und zeitgenössischen Poesiealben eröffnet einen besonderen Zugang zu den Beziehungen und Freundschaften der Menschen in unserer Region. Manche Poesiealben bzw. Stammbücher sind über 200 Jahre alt. Die Freundschaften reichen bis weit über die Grenzen des Feuchtwanger Stadtgebiets hinaus bis nach Hessen, Berlin oder in die Türkei“, erläuterte Dr. Karrer und dankte ausdrücklich den über 60 Leihgebern für deren Unterstützung und das Teilen ihrer persönlichen Geschichten. Den eigentlichen Anstoß der Idee dieser Schau gab Prof. em. DDr. Peter Kuhn mit einer großzügigen Schenkung seiner langjährig zusammengetragenen Glanzbilder-Sammlung an das Fränkische Museum Feuchtwangen, wie Dr. Karrer mit großem Dank hervorhob.


Feuchtwangens erster Bürgermeister Patrick Ruh zog im Rahmen der Vernissage einen Vergleich zwischen den zum Teil über 150 Jahre alten Glanzbildern und Poesiealben und der heutigen Zeit mit zunehmendem Einfluss sozialer Medien und Künstlicher Intelligenz. „Früher wie heute geht es dabei um das Sammeln von Bildern und das Teilen privater Geschichten und Erlebnisse mit Freunden“, erklärte Ruh. Jedoch sei ein großer Unterschied zu den modernen Netzwerken das entschleunigte Wesen und der Hang zur Kreativität und Poesie in den analogen Alben. „Früher stand die beständige poetische Kunst im Vordergrund, während in den sozialen Medien heute vor allem auf kurzweilige Unterhaltung gesetzt wird“, schlussfolgerte Ruh und dankte abschließend allen Leihgebern, Helferinnen und Helfern, Beteiligten sowie insbesondere Museumsleiterin Dr. Uta Karrer für diese besondere Schau.


Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, würdigte in seinem Grußwort die Arbeit Feuchtwangens und aller Beteiligten, sich aktiv mit der jüdischen Geschichte und Kultur auseinanderzusetzen. Dabei dankte Spaenle für den Mut, mit den Poesiealben und Glanzbildern solch ein intimes menschliches Thema voller persönlicher Gefühle und Geschichten jüdischen Lebens aufzugreifen und in den Mittelpunkt einer eigenen Ausstellung zu stellen. Dritter Bürgermeister Herbert Lindörfer, Beauftragter für Kultur und Heimatpflege im Bezirk Mittelfranken, sprach von einer tollen und einfühlsamen Ausstellung. „Dabei muss besonders die äußerst gelungene Präsentation der Objekte gelobt werden, die mit reichlich Fingerspitzengefühl und viel Liebe zum Detail entwickelt wurde“, betonte Lindörfer.


Mit einer Leihgabe mehrerer Exponate hat das Jüdische Museum Franken in Fürth einen großen Anteil an der Sonderausstellung im Feuchtwanger Museum. Leiterin Monika Berthold-Hilpert informierte über die Geschichte und Herstellung jüdischer Glanzbilder sowie deren Verbreitung in Europa und den USA.


Zu sehen ist die Sonderausstellung „Feste und Freundschaft: Jüdische Glanzbilder und Feuchtwanger Poesiealben“ noch bis einschließlich 17. Dezember 2023 im Fränkischen Museum Feuchtwangen. Geöffnet ist das Fränkische Museum von Dienstag bis Freitag jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt in die Sonderausstellung ist frei.

Eröffneten die neue Sonderausstellung im Fränkischen Museum Feuchtwangen, v.l.: Dr. Ludwig Spaenle, Bezirksrat und dritter Bürgermeister Herbert Lindörfer, Museumsleiterin Dr. Uta Karrer, erster Bürgermeister Patrick Ruh, Monika Berthold-Hilpert und Prof. em. DDr. Peter Kuhn.
Eröffneten die neue Sonderausstellung im Fränkischen Museum Feuchtwangen, v.l.: Dr. Ludwig Spaenle, Bezirksrat und dritter Bürgermeister Herbert Lindörfer, Museumsleiterin Dr. Uta Karrer, erster Bürgermeister Patrick Ruh, Monika Berthold-Hilpert und Prof. em. DDr. Peter Kuhn.
In über 150 kleinen Guckkästen bekommt jedes einzigartige Glanzbild mit jüdischen Motiven seine ganz eigene kleine Bühne.
In über 150 kleinen Guckkästen bekommt jedes einzigartige Glanzbild mit jüdischen Motiven seine ganz eigene kleine Bühne.