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"Der Fall Oradour": Feuchtwanger Schüler arbeiten Geschichte auf
22.11.2024
Ein dunkles Kapitel der deutsch-französischen Geschichte wurde im KulturKino in Feuchtwangen greifbar: Mit der Vorführung des Dokumentarfilms „Der Fall Oradour. Ein Kriegsverbrechen und die Folgen“ und einer anschließenden Diskussionsrunde widmete sich die Stadt Feuchtwangen in Kooperation mit dem Gymnasium Feuchtwangen den grausamen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs. Der Film von Ute Casper schildert eindringlich die Geschehnisse des 10. Juni 1944, als deutsche Soldaten das französische Dorf Oradour-sur-Glane zerstörten und nahezu alle Bewohner brutal ermordeten. Die Dokumentation und die anschließende Diskussion unter der Leitung der Historikerin Dr. Andrea Erkenbrecher und Schülern des Feuchtwanger Gymnasiums regten die Besucher dazu an, über Verantwortung, Schuld und die Notwendigkeit des Erinnerns nachzudenken.
„Der gesamte Abend war wirklich gelungen und stieß bei den Jugendlichen, aber auch den vielen Besucherinnen und Besuchern auf großes Interesse“, gab sich Herbert Lindörfer, Feuchtwangens dritter Bürgermeister und Initiator der Veranstaltung, zufrieden. Besonderen Eindruck hinterließen vor allem die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums, die sich im Vorfeld der Filmvorführung im Rahmen eines Workshops zusammen mit Dr. Erkenbrecher intensiv mit der Thematik befasst hatten. „Es war beeindruckend, mit welchem Engagement und Tiefgang sich die Jugendlichen mit diesem schwierigen Thema auseinandergesetzt haben. Auch das Publikum äußerte sich positiv und lobte die Anteilnahme der jungen Menschen.“, betonte Lindörfer.
Die Jugendlichen erarbeiteten anhand weiterführender Materialien einen umfassenden Überblick samt eigener Fragen und Perspektiven zur Aufarbeitung der grausamen Ereignisse. Die Aufgaben gestaltete Dr. Erkenbrecher dabei bewusst weitflächig, um für möglichst jede Begabung und alle Interessen ein Angebot zu schaffen. „Die Schüler waren bestens vorbereitet, haben sich komplett auf das Thema eingelassen und dabei nicht nur die gestellten Aufgaben ernsthaft und intensiv bearbeitet, sondern darüber hinaus viele tolle eigenen Ideen und Vorschläge eingebracht“, lobte Dr. Erkenbrecher, die regelmäßig mit Schulen und Jugendlichen zusammenarbeitet. Für sie sei es ein wichtiges Anliegen, bei ihren Workshops den Jugendlichen die wissenschaftliche Geschichtsschreibung verständlich zu machen. „Die Schüler müssen sich eigenständig in fachliche Studien einlesen und mit Details beschäftigen, um so die wissenschaftliche Kompetenz zu erlernen“, erklärte Dr. Erkenbrecher.
Für Gymnasiallehrer Andreas von Berg war der gesamte Tag vom Workshop bis zur abschließenden Diskussion durchweg erfolgreich. „Die Schülerinnen und Schüler haben nicht nur historisches Wissen vertieft, sondern auch wichtige Kompetenzen für ihre weitere schulische und persönliche Entwicklung erworben“, erläuterte von Berg. Eine derart intensive Auseinandersetzung mit einem solchen Thema sei für die jungen Menschen aus fachlicher Sicht begrüßenswert. „Es dient der Einübung erlernter Kompetenzen und dem Stärken eines Demokratieverständnisses, das die eigene Vergangenheit nicht entwertet oder verherrlicht, sondern es den Jugendlichen erlaubt, verantwortungsbewusst mit den Erinnerungen und der Frage nach Gerechtigkeit umzugehen. Dadurch erkennen unsere Schüler, dass Geschichte keineswegs abgeschlossen ist und der Erinnerungsprozess immer wieder aktiv angestoßen werden muss “, so von Berg.
Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung vom Bezirk Mittelfranken. In einem digitalen Grußwort erinnerte Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster an seinen Besuch in Oradour-sur-Glane und den Ruinen des einstigen Dorfes, die noch heute das schlimmste Massaker des Zweiten Weltkriegs an der sogenannten Westfront bezeugen. Forster dankte den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften für ihre intensive Beschäftigung mit der Thematik und betonte die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Als besondere Überraschung und Würdigung richtete sich auch Bundespräsident a.D. Joachim Gauck in einer Videobotschaft direkt an die Feuchtwanger Jugendlichen und honorierte persönlich ihre Arbeit und Engagement.