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Pressemeldungen

Bewegende Lebensgeschichten eindrucksvoll erzählt

13.05.2024


Die neue Sonderausstellung „Spuren jüdischen Lebens in Feuchtwangen“ im Fränkischen Museum Feuchtwangen gibt einen bewegenden Einblick in das Leben ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und deren Leidensweg zur Zeit des Nationalsozialismus. Mit der intensiven Erforschung der Leben der beiden jüdischen Familien Gutmann und Neumann gibt die Präsentation den Opfern der Shoa ein Gesicht, erzählt eindrucksvoll deren Biografien und würdigt die 800 Jahre alte jüdische Geschichte Feuchtwangens. Entstanden ist die neue Ausstellung in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Fränkischen Museum und Schülern des Gymnasiums Feuchtwangen. Mit teils hoch emotionalen Grußworten wurde die Schul- und Museumsausstellung nun im Beisein zahlreicher Gäste, darunter Vertreter des US-Generalkonsulats in Deutschland sowie Zvi Lapian, direkter Nachfahre der Familie Neumann, feierlich eröffnet.


„Meine Mutter wäre heute stolz, wenn sie sehen könnte, was Deutschland und vor allem ihre Heimatstadt Feuchtwangen inzwischen zur Aufarbeitung getan hat“, äußerte Zvi Lapian sichtlich bewegt mit Blick auf die ausgestellten Lebensgeschichten seiner Familie. Bis zu ihrer Vertreibung im Jahr 1937 haben seine Großeltern Leo und Berta Neumann mit ihren drei Kindern, darunter Lapians Mutter, in Feuchtwangen im Obergeschoss der Synagoge, dem heutigen Fränkischen Museum, gewohnt. Wie Lapian mit Tränen in den Augen betonte, gebe dieses Projekt insbesondere angesichts der aktuell schwierigen Zeiten viel Hoffnung. Denn es zeige, dass die jungen Menschen die Geschichte und schrecklichen Erlebnisse des Antisemitismus verstehen und aufarbeiten, so Lapian.


„Der jüdischen Bevölkerung in Feuchtwangen ihre Namen, ihre Geschichte und ihre Gesichter zurückzugeben, ist viel wirksamer als Zahlen zu nennen. Das ist die Voraussetzung für Empathie und Mitgefühl. Die Botschaft ist klar: Der Holocaust und Antisemitismus definieren unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Feuchtwangen nicht. Ihr Leben definiert sie. Wir sind hier, um dieses pulsierende Leben zu würdigen und zu teilen”, erklärte Cherrie Daniels, Counselor for Public Engagement, U.S. Mission Germany. Daniels reiste stellvertretend für US-Botschafterin Dr. Amy Gutmann an, deren familiäre Wurzeln in Feuchtwangen liegen. Ihr Großvater Abraham Gutmann führte bis zu seiner Vertreibung im Dezember 1937 ein Bekleidungsgeschäft im Feuchtwanger Stadtzentrum. Dessen Lebensgeschichte und die Biografien weiterer Angehöriger werden in der Ausstellung ebenfalls intensiv beleuchtet.


„Wir können stolz sein auf 800 Jahre jüdisches Leben in Feuchtwangen“, hob erster Bürgermeister Patrick Ruh hervor. Dabei sei die Geschichte bei weitem reicher und dürfe nicht nur auf die Shoa begrenzt werden. „In Feuchtwangen haben so viele jüdische Menschen gelebt, die unsere Stadt bereichert und der jüdischen Gemeinde ein Gesicht gegeben haben“, verdeutlichte Ruh und appellierte für die Zukunft an den Schutz der Wertegemeinschaft. Der Bezirk Mittelfranken arbeite seit Jahren daran, ein Bewusstsein über das jüdische Leben der Region zu schaffen, wie der stellvertretende Bezirkstagspräsident Herbert Lindörfer informierte. „Besonders eindrucksvoll an diesem Projekt ist die Darstellung der Geschehnisse aus Sichtweise der jungen Generation und deren persönliche Gedanken dazu“, so Lindörfer. Es gebe immer weniger Zeitzeugen, die persönlich über die Ereignisse berichten können, daher sei es umso wichtiger, dass sich auch junge Leute mit diesem Thema beschäftigen, wie Stefan Fink, stellvertretender Vorstand der Stiftung der Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach, ergänzte.


Hervorgegangen ist das Projekt aus der Verlegung der Stolpersteine für die Familien Neumann/Lapian/Lopin und Gutmann in der Feuchtwanger Altstadt am 30. Mai 2023. Über mehrere Monate forschten die Elftklässler des Feuchtwanger Gymnasiums mit den Lehrkräften Randolf Six und Anke Mantsch sowie Museumsleiterin Dr. Uta Karrer über die Schicksale der Feuchtwanger Jüdinnen und Juden. Wie Clara Schwab und Hanna Seng im Namen ihrer Klasse erklärten, habe ihnen das Projekt bewusstgemacht, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten und gegen jegliche Form der Diskriminierung vorzugehen. „Die Feuchtwanger Synagoge befand sich an der Stelle, an der heute ein Erweiterungsbau des Fränkischen Museums Feuchtwangen steht. Gerade deshalb sind für das Fränkische Museum Feuchtwangen der Einsatz gegen Antisemitismus, die Vermittlung jüdischer Geschichte als Teil unserer regionalen Identität und die Gestaltung einer demokratischen, weltoffenen Zukunft ein wichtiges Anliegen“, bekräftige Museumsleiterin Dr. Karrer.


Besonderen Dank sprach Dr. Karrer dem US-Generalkonsulat, der Stiftung der Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach, dem Bezirk Mittelfranken, der Stadt und den Stadtwerken Feuchtwangen sowie der Hanns-Seidel-Stiftung auf, die das Projekt unterstützt und damit erst ermöglicht haben.  


Die Sonderausstellung wird bis zum 18. August 2024 im Fränkischen Museum Feuchtwangen gezeigt. Die aktuellen Öffnungszeiten finden Sie unter www.fraenkisches-museum.de.

Eröffneten nun feierlich die neue Sonderausstellung
Eröffneten nun feierlich die neue Sonderausstellung "Spuren jüdischen Lebens in Feuchtwangen" im Fränkischen Museum Feuchtwangen, von links: Randolf Six, Stefan Fink, erster Bürgermeister Patrick Ruh, stellvertretender Bezirkstagspräsident Herbert Lindörfer, Cherrie Daniels, Counselor for Public Engagement, U.S. Mission Germany, Julius Tsai, Public Affairs Officer, U.S. Consulate General Munich, zweiter Bürgermeister Walter Soldner, Museumsleiterin Dr. Uta Karrer sowie die Schülerinnen Clara Schwab und Hanna Seng.
Besonders bewegend war der Besuch von Zvi Lapian, dessen Großeltern und Mutter in Feuchtwangen gelebt haben. Unter anderem deren Lebensgeschichten werden in der Ausstellung eindrucksvoll erzählt. Als besonderes Exponat ist dabei ein Tretauto aus Blech zu entdecken, mit solch einem sein Onkel Jost einst über den Platz vor der ehemaligen Feuchtwanger Synagoge fuhr.
Besonders bewegend war der Besuch von Zvi Lapian, dessen Großeltern und Mutter in Feuchtwangen gelebt haben. Unter anderem deren Lebensgeschichten werden in der Ausstellung eindrucksvoll erzählt. Als besonderes Exponat ist dabei ein Tretauto aus Blech zu entdecken, mit solch einem sein Onkel Jost einst über den Platz vor der ehemaligen Feuchtwanger Synagoge fuhr.