Die Feuchtwanger Ehrenbürger
In den Jahren von 1869 bis 1926 wurden 8 Personen zu Feuchtwanger Ehrenbürgern ernannt. Seit dem 2. Weltkrieg ist diese Würde nicht mehr vergeben worden. 1933 hatte man nämlich auch Hindenburg und Hitler zu Ehrenbürgern ernannt. Dies war ihnen 1946 aberkannt worden. Seitdem wagte man sich nicht mehr an den Gedanken heran, die Würde neu zu vergeben. Sicher hätten einige nun verstorbene Persönlichkeiten diese Ehrung verdient gehabt. Die Stadt Feuchtwangen hat inzwischen den Ehrenring geschaffen, ihn haben Ernst Hähnlein, Ernst Weißbeck und Wolf Rüdiger Eckhardt erhalten.
Christian Samuel Meinel
Dekan (1869)
Der erste Feuchtwanger Ehrenbürger war der evangelische Dekan Christian Samuel Meinel. Er wurde am 17. Oktober 1795 im heutigen Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, und nach verschiedenen Tätigkeiten als Geistlicher übernahm er 1854 die 1. Pfarrstelle und das Dekanat in Feuchtwangen. 1861 kümmerte er sich hier um die Erneuerung der Johanniskirche. 1865 wurde er Kirchenrat. Am 16. August 1869 beantragten 192 Bürger von Feuchtwangen (praktisch alle Wahlberechtigten) in einer Unterschriftenliste, Meinel das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Im gleichen Jahr ernannte ihn der Stadtgemeindeausschuss, der dem heutigen Stadtrat entspricht, zum Ehrenbürger: „Christian Samuel Meinel, Dekan, Stadtpfarrer und Kirchenrat. In Anerkennung seines langjährigen, ebenso pflichttreuen wie segensreichen Wirkens als Seelsorger, Religionslehrer, Vorstand der protestantischen Kirchenverwaltung und Mitglied des Armenpflegschaftsrats, einmütiger Beschluss.“ Ob er besondere Verdienste um Feuchtwangen hatte, die über die Aufgaben eines Dekans und Pfarrers hinausgingen, ist nicht bekannt. Er war Träger des Ludwigsordens für 50-jährige Dienstzeit. Meinel starb am 1. Dezember 1877 in Feuchtwangen im Alter von 82 Jahren. 60 Jahre war er aktiver Geistlicher gewesen. Sein Grabdenkmal befindet sich westlich des Südausgangs an der Friedhofsmauer.
Dr. Friedrich Ernst Aub
Arzt, Landtagsabgeordneter (1874)
Dr. Friedrich Ernst Aub wurde am 30. August 1837 in Fürth geboren. Er studierte Medizin in Erlangen. Danach wurde er Assistenzarzt am städtischen Krankenhaus in Fürth. 1864 promovierte er zum Doktor der Medizin und trat im gleichen Jahr eine Privatassistenzarzt-Stelle in Triesdorf an. Nachdem er 1865 eine Lizenz für die Führung einer Praxis erhalten hatte, eröffnete er eine solche in Unterschwaningen. Vier Jahre später, 1869, wechselte er nach Feuchtwangen. Im gleichen Jahr kam er in die Abgeordnetenkammer im Landtag in München. Es handelte sich dabei um eine mittelbare Wahl, er wurde nicht direkt, sondern durch Wahlmänner gewählt. Er vertrat die Partei der Liberalen, der fortschrittlich Gesonnenen, die vor allem in Franken die Mehrheit hatte, bis zu seinem Tod. Dr. Aub war auch Mitglied des Eisenbahnkomitees, das sich in der Stadt für den Bau der Bahnlinie Dombühl - Feuchtwangen einsetzte. Er war vorübergehend Schriftführer. Im Protokoll der Sitzung des Stadtgemeindeausschusses vom 14. Juli 1874 ist vermerkt, dass dem Landtagsabgeordneten und praktischen Arzt Dr. Friedrich Ernst Aub „in Anerkennung seiner verdienstvollen Bemühungen um die Interessen unserer Stadt das Ehrenbürgerrecht zu verleihen“ ist. 199 Bürger hatten dies auch in einer Unterschriftenliste beantragt. „Zu schicklicher Zeit sei durch eine Deputation das Diplom über Erteilung des Ehrenbürgerrechts zu überreichen.“
Dr. Aub bekam auch das wirkliche Bürgerrecht. 1876 wurde er Beigeordneter, was dem heutigen 2. Bürgermeister entspricht. Auf seine Anregung organisierte die Stadtverwaltung ihr ganzes Kassen- und Pflegschaftswesen neu und auch auf seinen Vorschlag wurde die städtische Sparkasse unter Bürgermeister Schuppart gegründet. Sie wird also im Jahr 2006 130 Jahre alt. 1879 wurde Dr. Aub Bezirksarzt I. Klasse, also Staatsbeamter. Deswegen musste er seine politischen Ämter aufgeben. 1886 zog er von Feuchtwangen weg, weil er zum Bezirksarzt I. Klasse in München ernannt wurde. Im gleichen Jahr stiftete er 10.000 Mark für Bedürftige. 1889 bekam Dr. Aub Titel und Rang eines Medizinalrats und 1898 wurde er Regierungs- und Kreismedizinalrat für Oberbayern. Im Jahr 1900 begründete er eine Wohltätigkeitsstiftung in Feuchtwangen. Am 16. März 1900 starb er im Alter von 62 Jahren in München.
Gottlieb Hauser
Oberlehrer, Organist (1896)
Gottlieb Hauser wurde am 30. Oktober 1822 in Feuchtwangen geboren. Er wurde in Feuchtwangen zum Oberlehrer ernannt. Außerdem übte er das Amt des Organisten aus. Er brachte es hier zum „Obermädchenlehrer“. Die Ruhestandsversetzung erfolgte am 1. Oktober 1887. Am 11. März 1896 stellte der Gemeindebevollmächtigte, so hießen damals die Stadträte, Wolf Weihermann, ein Jude, den Antrag, dem pensionierten Obermädchenlehrer und Organisten Gottlieb Hauser wegen seines früheren Bemühens um das Zustandekommen einer Organisation zur Erbauung einer Vizinalbahn (Nebenbahn) nach Dombühl und seiner Tätigkeit im damaligen Eisenbahnkomitee zum Ehrenbürger zu ernennen. Ein weiterer Grund für die Ehrenbürgerwürde war die Stiftung von 3000 M für die Armenkasse und 600 M für die Kämmereikasse. Gottlieb Hauser war 32 Jahre Lehrer; allgemein anerkannt war sein ersprießliches Wirken in diesem Beruf. Hauser starb am 9. Dezember 1900 im Alter von 78 Jahren in Feuchtwangen.
Wilhelm Schaudig
Kirchenrat, Dekan (1925)
Wilhelm Schaudig wurde am 1. Dezember 1845 in Bad Windsheim geboren. 1873 bis 1876 war er Pfarrer in Geißlingen bei Uffenheim, von wo er 1876 nach Dentlein am Forst kam. Er war dort bis 1885. In diesem Jahr wurde er nach Feuchtwangen versetzt, wo er die Stelle des 3. Pfarrers einnahm. 1886 zog er nach Feuchtwangen um. Seitdem war er mit der Stadt eng verbunden. 1889 wurde er 2. Pfarrer und 1891 Dekanatsverweser und Senior im Pfarrkapitel. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Amt des Distriktsschulinspektors betraut. 1896 wurde Wilhelm Schaudig zum Dekan ernannt und 1901 zum 1. Pfarrer. Von 1900 bis 1907 war er Mitglied der Kommission für die Anstellung der Lehramtskandidaten. 1901 bis 1918 wirkte er im mittelfränkischen Landrat, was ungefähr dem Bezirkstag von heute entspricht. Im Jahr 1909 bekam er den Titel Kirchenrat. Das Ehrenkreuz des Ludwigsordens erhielt er im Oktober 1918, kurz vor dem Ende des 1. Weltkriegs und der Abdankung des Königs. Als er am 1. Juni 1924 mit 79 Jahren in den Ruhestand trat, war er 51 Jahre lang aktiver Pfarrer gewesen, davon 39 Jahre in Feuchtwangen. Eine der wichtigsten Tätigkeiten in der Kirchengemeinde war die völlige Restaurierung der Stiftskirche seit 1913. Der Kranzturm wurde eingelegt und ein großer Teil der Mauern des Kirchenschiffs. 1920 wurde die Kirche wieder eingeweiht. Außerdem ließ Schaudig 1901 den Marienaltar von Michael Wolgemut wieder aufstellen, der vorher in der Kirche nur notdürftig verwahrt worden war. Damit gab er der Gemeinde ihr größtes Kunstwerk zurück. Unter Bürgermeister Distler, der dieses Amt von 1891 bis 1908 ausübte, hatte er das Granitpflaster zur Neupflasterung der Straßen nach der Kanalisation ausgesucht. Mit dem Erdaushub, der bei den Arbeiten zur Kanalisation anfiel, wurde auf seinen Vorschlag hin der bis dahin sumpfige Zwinger aufgefüllt. Er schlug vor, ihn mit Lindenbäumen zu bepflanzen. Das geschah 1905.
Außerdem verhinderte er den drohenden Abbruch des Oberen Tores. Bei der Einweihung der Kriegerdenkmale am Marktplatz (1893) und am Zwinger (1923) hielt er die Reden. Besondere Bedeutung hat er durch seine Arbeiten zur Geschichte Feuchtwangens, besonders wichtig ist die 1927 erschienene „Geschichte der Stadt und des Stifts Feuchtwangen“, die im 20. Jahrhundert lange Zeit das einzige greifbare Geschichtswerk über unsere Stadt war. Am 26. November 1925 wurde er Ehrenbürger von Feuchtwangen: Die Ernennung erfolgte wegen seiner Verdienste in 39 Jahren als Seelsorger, Vorsitzender des Armenrates und Forscher der Geschichte Feuchtwangens. Die Urkunde wurde durch 1. Bürgermeister Fückel und 2. Bürgermeister Fuchs am 80. Geburtstag Schaudigs überreicht. Wilhelm Schaudig ist am 6. Februar 1930 in Feuchtwangen im Alter von 84 Jahren verstorben. Sein Grab ist erhalten, und in der Weiherlache gibt es die Wilhelm-Schaudig-Straße.
Josef Herzlieb
Stadtpfarrer, Geistlicher Rat und Dekan (1925)
Josef Herzlieb wurde 1857 in Hoyerberg bei Lindau im Bodensee geboren. 1879 wurde er zum Priester geweiht und trat seine erste Stelle im gleichen Jahr als 1. Kaplan in Krumbach in Schwaben an, wo er 1882 Pfarrvikar wurde. Am 4. April 1883 kam er nach Feuchtwangen, wo er als Pfarrkuratievikar wirkte. Diese Pfarrkuratie war 1862 vom Augsburger Bischof gegründet worden. Bis dahin gehörten die Feuchtwanger Katholiken zur Pfarrei Halsbach bei Dürrwangen. 1865 war dann die neu erbaute katholische Kirche geweiht worden. Außerdem war Herzlieb Religionslehrer an der Lateinschule. 1884 ernannte man ihn zum Pfarrkurat. Am 16. September 1893 wurde aus der Pfarrkuratie eine Pfarrei, Herzlieb war der erste katholische Stadtpfarrer von Feuchtwangen seit der Reformation. 1913 bekam er den Ehrentitel Bischöflicher Geistlicher Rat und wurde 1920 Dekan des Landkapitels Dinkelsbühl. Feuchtwangen war mit Herzlieb damals Sitz eines katholischen Dekans. 1925 ging er in den Ruhestand nach Dinkelsbühl, wo er in einer Stiftung lebte. Am 26. November 1925 wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Dies erfolgte wegen seiner Verdienste in 42 Jahren als Seelsorger und Mitglied des Armenrates. Am 8. März 1927 starb Josef Herzlieb im Alter von 69 Jahren in Dinkelsbühl.
Friedrich Fückel
Bürgermeister (1926)
Friedrich Fückel wurde am 25. Dezember 1850 in Feuchtwangen geboren. Er war Sattler- und Tapezierermeister. 1876 hatte er das Bürgerrecht erhalten. Bürgermeister war Fückel von 1908-1931. In seiner 23-jährigen Amtszeit geschah viel, so wurde 1909/10 das Elektrizitätswerk eingeweiht, damit kam der elektrische Strom nach Feuchtwangen. Leider wurde 1914 die Lateinschule geschlossen. 1923 wurde das Leichenhaus gebaut. Während des 1. Weltkriegs gab es viele zusätzliche Aufgaben. 1926 wurde er vom Stadtrat zum Ehrenbürger ernannt. Friedrich Fückel starb 1931 im Alter von 81 Jahren. Er war bis zuletzt Bürgermeister gewesen. In der Weiherlache gibt es eine Fückelstraße.
Dr. Hans Güthlein
Sanitätsrat (1926)
Hans Güthlein wurde am 29. Januar 1871 in Erlangen geboren. An der Universität seiner Heimatstadt studierte er Medizin. Güthlein war katholisch; trotzdem engagierte er sich bald im meist evangelischen Feuchtwangen, in dem er sich als praktischer Arzt niederließ. Auf seine und des Bezirksamtmanns Fischer Initiative wurde 1902 der Verein für Volkskunst und Volkskunde gegründet. Die schon existierenden Sammlungen durften, die Stadt erlaubte es, im alten Spital am Sandweg untergebracht werden. 1907 erhielt er das Heimatrecht in Feuchtwangen. Offenkundig gründete er die freiwillige Sanitätskolonne und war wohl der erste Kolonnenführer des Roten Kreuzes. Bedeutend war er als maßgebend unter den Gründern des Heimatmuseums, des heutigen Fränkischen Museums. Bekannt ist, dass er häufig von seinen Hausbesuchen in der Umgebung Feuchtwangens mit neuen Stücken für sein Museum heimkehrte. 1922 konnte der Volkskunstverein das heutige Museumsgebäude erwerben und 1926 wurde das neue Museum eröffnet. Im gleichen Jahr wurde Güthlein vom Stadtrat zum Ehrenbürger ernannt. Hans Güthlein war auch politisch interessiert. Am 9. Dezember 1929 wurde er Stadtrat als ein Vertreter des Wahlvorschlags „Einigkeit“, Gruppe Handel und Gewerbe. Von den 10 Stadträten, die Feuchtwangen damals hatte, bekam er die viertmeisten Stimmen. Auf der von den Nationalsozialisten geprägten Einheitsliste zur Wahl vom 23. April 1933 ließ er sich nicht aufstellen. Im Alter von 64 Jahren starb Hans Güthlein am 18. März 1935 im Krankenhaus in Nürnberg. Die Straße, an der die Schulen im Schulzentrum liegen, ist nach ihm benannt.
Carl May
2. Bürgermeister (1926)
Carl May wurde am 30. April 1856 in Feuchtwangen geboren. Seit 1897 war er Stadtrat und bald wurde er 2. Bürgermeister. Als ehrenamtlicher Sparkassenverwalter wirkte er von 1906 bis 1925, die ersten beiden Jahre offenbar gemeinsam mit Wolf Weihermann. Nach ihm gab es nur noch berufsmäßige Sparkassendirektoren. 1914, im ersten Weltkrieg, war er maßgeblich an der Gründung des „Zentralausschusses der vereinigten Hilfsvereine vom Roten Kreuz“ beteiligt. Es wurden Gaben für die Versorgung von Verwundeten und, was betont werden sollte, auch von gegnerischen Kriegsgefangenen gesammelt. In Zeitungsaufrufen zeichneten er und der jüdische Bankier Isidor Stern verantwortlich. May kümmerte sich um die Geld-, Stern um die Sachspenden. 1926 wurde Carl May zum Ehrenbürger ernannt: „In Anbetracht der Verdienste, die sich 2. Bürgermeister May in mehr als 30-jähriger Zugehörigkeit zum Stadtratskollegium für die Stadt und die städtische Sparkasse, ferner für die Allgemeinheit in seiner Eigenschaft als Waisenrat, Vorstandsmitglied des Komitees für die Kleinkinderbewahranstalt und des Roten Kreuzes, erworben hat, erachtete der Stadtrat eine Ehrung des 2. Bürgermeisters May an dessen 70. Geburtstag als Pflicht und beschloss daher in seiner außerordentlichen Sitzung vom 26. April 1926 auf Vorschlag des Stadtrates Dr. Städtler einstimmig, den Jubilar zum Ehrenbürger der Stadt Feuchtwangen zu ernennen. Feuchtwangen, den 27. April 1926. Stadtrat: Fückel“. Nicht erwähnt wurden in diesem Sitzungsprotokoll seine Verdienste um das Heimatmuseum und die Erhaltung des Kreuzgangs. Carl May starb am 12. Juli 1928 im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Operation in Nürnberg.
Dietrich Weiß, Betreuer des Stadtarchivs